NewYork

New York - Past & Present

Ein Buch über den Leipziger Buchbinder Theodor Trampler, der 1928 mit Kamera und Fahrrad nach New York ging. Begleitet von einem Soundtrack mit Musikstücken aus den 20iger Jahren bis heute neu interpretiert von New Yorker Musikern
New York "Past & Present" JARO 4337-2
ISBN 978-3-9813509-3-7
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Theodor Trampler & Ulrich Balß

NEW YORK

Past & Present 1928 – 2018

160 Photos, Briefe, Dokumente & Musik -CD

Das vorliegende Buch ist ein außergewöhnliches Gesamtkunstwerk, ein Fotoband, begonnen in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, Dokumente und Briefe eines deutschen Buchbinders, dazu aktuelle Fotos, die den Wandel der Stadt dokumentieren. Die Songs der beiliegenden CD mit hochkarätigen, bekannten Musikern umspannt eine Periode von 1928 bis heute. Die Musik ist neu interpretiert, aktuell und spiegelt Vieles von dem Schmelztiegel New York wider.

Es gibt Fotos, mein Großvater als Zweijähriger und ich der Autor, selber zwei Jahre alt zusammen mit meinem Großvater. Unsere Kleinkind-Aussehen ist so verblüffend ähnlich, dass es wohl anzunehmen ist, dass es viele Parallelen in unserem Leben gibt; zweifellos hat er seine Gene vererbt.
Der rote Faden beginnt 1928 mit Theodor Trampler, meinem Großvater aus Leipzig und endet 2018, 90 Jahre später mit der Fertigstellung dieses Buches durch mich, seinen Enkel. Es ist ein Dokument über die Suche nach Arbeit, seiner Zeit in New York und seine Eindrücke vom Leben vor Ort. Eine Zeit, die schnelllebig zu werden begann. Mein Großvater erlebte die erste Zeppelin-Atlantiküberquerung, sah die Konfettiparade, als die Piloten der „Bremen“ empfangen wurden – die erste Flugzeugüberquerung ( mit einer Junkers) von Europa nach Amerika. Seine Kommunikation war der handgeschriebene Brief, in Sütterlin geschrieben. Für mich war dies allerdings eine Herausforderung, da diese altdeutsche Schrift nicht mehr gelehrt und geschrieben wird. Über einige Wochen habe ich die Buchstaben und Textzusammenhänge erlernt. Diese Briefe wurden mit dem Schiff über den Atlantik transportiert und Neuigkeiten waren damit schon Wochen alt, als sie in Leipzig bei seiner Frau Martha und seinen Kindern Gretel und Lisa ankamen. Über 100 Briefe schrieb Theodor in den 15 Monaten in New York nach Hause und genau so viele an seine Eltern und Freunde. Diese Briefe spiegeln den Eindruck eines Arbeitsemigranten und Sozialdemokraten wider, der wegen Heimweh und Heimatliebe dann doch nach Deutschland zurückkehrte und auch dort blieb, nichts ahnend, was ab 1933 folgen sollte.

Dieses Buch ist ein Tagebuch, eine Biographie, ein Fotobuch. Es ist ein Zeitzeugnis mit den alten Fotografien meines Großvaters, 1928/1929 vom ihm auf seinen Erkundungstouren mit dem Fahrrad durch die Stadt aufgenommen. Dieses Fahrrad brachte er von Leipzig mit nach New York, um mobil zu sein und etwas von der Stadt und dem Land zu sehen. Seine Leidenschaft fürs Radfahren, wie auch für das Fotografieren, hat er mir vererbt.

Die historischen Fotos von 1928/1929 erzählen eine authentische Geschichte von Deutschen in New York City. Nicht eine Reihe von Skyline-Klischees, aber dafür echtes Leben und Arbeiten in einem fremden Land. Mein Großvater war Buchbinder und arbeitete, um zu überleben und seine Familie zu versorgen, sparte jeden Cent für sie. Er fotografierte und dokumentierte das Leben in New York, verkaufte seine Fotos in Amerika und Deutschland.
Ich habe mit der fragilen Verwundbarkeit des Themas New York, seine und meine Fotos ausgesucht, immer bedacht auch nicht in Clichés abzurutschen. Das New York, das er sah, war nicht der hippe, glamouröse Ort, wie er in Zeitschriften oder in den Hollywood-Filmen dargestellt wurde und wird. New York war das Leben von anonymen Menschen, die jetzt hier ein Gesicht und eine Geschichte bekommen. Mein Großvater fühlte, dass er einen seelenvollen Blick auf die Stadt hatte, kritisch, aber auch mit Respekt. Viele kleine Details versuche ich ebenfalls in meiner Fotoauswahl beizusteuern, einige Male stelle ich damals und heute nebeneinander, eine einmalige Möglichkeit, Fotos in einem Abstand von mehr als 80 Jahren nochmals aus gleicher Perspektive aufzunehmen und zu betrachten. Manches erkennt man wieder, einiges existiert nicht mehr und war nur sehr schwer mit New Yorker „location scouts“ zu finden. Kurze Erklärungen zum Zeitgeschehen und im Kontext der Zeit sollen das Buch mit Informationen bereichern und auch den Blick ein wenig verändern. Die Recherche zu historischen Fakten haben mir ungeheuer viel Spaß gemacht. Einige Dokumente habe ich erst im 21. Jahrhundert unter vielen Erbstücken gefunden. Seit meiner ersten Reise 1988 nach New York fasziniert mich diese Stadt, wie Millionen anderer Menschen auch. Letzte Schriftstücke wie die „Application for Visa“ entdeckte ich erst Ende 2016.

Meine Beziehung zu New York ist eine sehr persönliche, da ich als Musikproduzent mit vielen New Yorker Künstlern zu tun habe. Deshalb ist nicht nur das Visuelle ein wichtiger Bestandteil des Buches.
Ich bin mit vielen New Yorkern im Austausch, arbeite seit mehr als zehn Jahren mit den verschiedensten Interpreten zusammen. Die beiliegende CD ist ein Ausdruck des Schmelztiegels New York. Gezielt habe ich einige Musiktitel ausgewählt, die bereits in den 20er Jahren entstanden sind, neu interpretiert, zeitlos und faszinierend. Ich konnte die auch in Europa bekannten New Yorker Musiker von Hazmat Modine dazu gewinnen, Songs beizusteuern oder etwa die großartige Entertainerin Rachelle Garniez dafür begeistern, zwei Hits der Jahre 1928/1929, als mein Großvater in der Stadt lebte, neu zu interpretieren.

Die Musik der CD zeugt von der Vielfältigkeit der Stadt.
Dazu gibt es eine Reihe von Originaldokumenten, die das Buch bereichern. Ich bin froh, dass mein Großvater als Buchbinder sowohl die Briefe als Buch gebunden, ein eigenes Fotoalbum angelegt hat und viele Dokumente sammelte und aufbewahrte. Er rettete sie durch die Wirren des zweiten Weltkriegs, übergab sie später seiner Tochter Gretel, damals neun Jahre alt, und letztendlich erbte ich sie als sein Enkel. Er verdiente sich Geld als Fotograf, verkaufte Hunderte von Bildern in Amerika, an die Leipziger Volkszeitung und die Arbeiterzeitung. Er nahm Aufträge von Emigranten an und vererbte seiner Familie Fotos, die das Buch erst ermöglichten.
New York ist ein New York von uns allen. Interessiert entweder als Tourist, als Künstler oder auch als Voyeur. Deshalb unterscheidet sich dieses Buch maßgeblich von allen anderen New York Büchern, fügt Facetten hinzu und kombiniert Dinge, die es so bisher nicht zusammen gegeben hat.
Deshalb ist New York Past & Present etwas sehr Persönliches und doch ein Buch für jedermann, ein Dokument und ein Zeugnis vom Leben im 20. und 21. Jahrhundert.

Bremen, Frühjahr 2018 Ulrich Balß
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